Wo führt die Strecke lang und wie kommt man hin?
Offizieller Start des Via-Claudia-Radweges ist in Donauwörth, das Endziel Venedig. Insgesamt sind das rund 700 Kilometer Strecke. Es gibt aber auch eine Variante, die nach Ostiglia am Po führt. Natürlich kann man die Tour auch weiter südlich als Donauwörth beginnen und früher wieder beenden. Die wenigsten Radler dürften Zeit haben, die gesamte Tour zu fahren. Den Kernteil über die Alpen ab Augsburg bis Trient sollte man aber auf jeden Fall mitnehmen. Das ist in rund zehn Tagen zu schaffen. Wer die Tour bis nach Venedig weiterfährt, muss am Ende noch mit drei knackigen Pässen rechnen, die Variante nach Ostiglia ist weitgehend eben. Für diese Routen sind eher jeweils 14 Tage für die ganze Tour zu veranschlagen. Letztlich hängt die Dauer der Reise natürlich davon ab, wie der Trainingszustand ist, und wie viel Zeit für Besichtigungen benötigt wird. Einigermaßen trainierte Radler sollten 70 Kilometer pro Tag schaffen. Kulturinteressierte sollten lieber 30 bis 40 Kilometer veranschlagen.
Ich empfehle die Anreise mit der Bahn: Das ist umweltfreundlicher, und außerdem sind Radler dann nicht gezwungen, zum Ausgangspunkt wieder zurückzukehren. Donauwörth oder auch Augsburg sind bestens an das inter- nationale Bahnnetz angeschlossen. Es empfiehlt sich aller- dings auf jeden Fall eine rechtzeitige Reservierung, da die Fahrradstellplätze in den Zügen knapp sind. Das gilt vor allem auch für die Rückfahrt aus Italien. Die Strecke über den Brenner ist fahrradtechnisch mitunter monatelang im Voraus ausgebucht – besonders an den Wochenenden.
Wie finde ich den Weg?
Wer einmal den Einstieg geschafft hat, kann sich auf eine fast durchgehend gute Beschilderung verlassen. Die Schilder (siehe Bild) und Markierungen sehen in den einzelnen Ländern zwar etwas unterschiedlich aus, aber in der Regel sind sie weiß mit drei stilisierten römischen Bögen. Sie stehen an wichtigen Abzweigungen und lassen eigentlich keinen Zweifel an der Wegführung – solange man die Augen offen hält. Ich empfehle trotzdem, eine genauere Tourenbeschreibung und eine Karte offline oder online mitzunehmen – nur für den Fall, dass man sich verfährt oder einmal einen Ausflug einplant.
Eine nützlicher und informativer Reisebegleiter ist das Bikeline-Radtourenbuch „Via Claudia Augusta – von der Donau über die Alpen an die Adria“, Verlag Esterbauer.
Vor allem für motorisierte Urlauber: „Via Claudia Augusta Reiseführer standard“ von Christoph Tschaikner.
Für Wanderer eignet sich das Hikeline-Buch: „Fernwanderweg Via Claudia Augusta“, Verlag Esterbauer. Informativ ist zudem die Webpräsenz der Via Claudia Augusta mit Routenplaner: www.viaclaudia.org.
Wann ist die beste Reisezeit?
Die Tour ist in der Regel ab dem späten Frühjahr bis in den Herbst hinein befahrbar. Ideal sind die Monate, in denen es zwar schon oder noch angenehm warm ist, aber noch nicht brütend heiß: also April bis Juni und September bis Oktober. In den klassischen Sommermonaten kann es natürlich auf den steileren Streckenabschnitten äußerst anstrengend werden. Auf jeden Fall sollten Radfahrer extra Flüssigkeit und ausreichenden Sonnenschutz mit-
nehmen. Im August sollten Reisende außerdem auf dem italienischen Teil der Tour beachten, dass gefühlt halb Italien die Sommerfrische in Südtirol genießt. In dieser Zeit kann es mitunter schwer werden, ein Quartier zu finden. Das gilt insbesondere für die Woche um den 15. August. Dann feiert Italien „Ferragosto“ (in Deutschland ist der Tag als Mariä Himmelfahrt bekannt) und ist kollektiv im Urlaub – vor allem in den Bergen.
Die Tour kann natürlich auch in den eher kühleren Monaten problemlos gefahren werden. Dann ist es in den Orten generell ruhiger, und es bieten sich wunderschöne Land- schaftsbilder, wenn sich die Bergwälder verfärben oder der Bodennebel langsam hochsteigt. Allerdings: Reisende sollten sich sicherheitshalber erkundigen, ob die Pässe schneefrei sind. Natürlich werden die Bundesstraßen geräumt, nicht aber alle Radwege der Via Claudia Augusta. Noch im April gibt es am Reschenpass durchschnittlich fünf Frost- tage. Bei vereisten Passagen sollten Radfahrer generell nicht unterwegs sein, vor allem nicht auf abschüssigen Weg- stücken, die ohne Mountainbike schon im Sommer fast nur schiebend zu meistern sind. Auch kleidungstechnisch ist dann erhöhter Schutz nötig, vor allem bergab, wenn der Fahrtwind die gefühlte Außentemperatur noch einmal erheblich absenkt. Im Zweifelsfall vorher informieren:
Via Claudia Augusta Info
A-6521 Fließ 89
Tel. +43 (0) 664 27 63 555
www.viaclaudia.org
Was braucht man?
Fangen wir bei der Kondition an: Wer regelmäßig seine Ausdauer trainiert, also so zwei- bis dreimal die Woche joggt, schafft die Strecke problemlos – vorausgesetzt das eigene Hinterteil rebelliert nicht gegen den Fahrradsattel.
Untrainierte Freizeitradler sollten bei der Tourplanung kürzere Etappen vorsehen und sich gerade an den ersten Tourtagen nicht mehr als 40 Kilometer zumuten. Über die beiden Schlüsselstellen der Tour – den Fernpass und den Reschenpass – gibt es außerdem mittlerweile Shuttlebusse. Das Ziel sollte es jedoch sein, die Strecke ohne diese moto- risierten Hilfsmittel zu schaffen. Die Pässe gehören einfach mit dazu.
Zur Ausrüstung siehe Angebote Radsport-Ausrüstung bei Amazon
Was ist, wenn ich mir die Pässe nicht zutraue?
Es gibt über alle Pässe einen Busshuttleservice. Dieser transportiert natürlich nicht nur die Fahrer, sonder auch ihre Räder. In der Regel müssen sich Erstgenannte einen Tag vorher beim jeweiligen Busunternehmen anmelden. Zwischen Landeck und Nauders fährt sogar ein öffentli- cher Postbus über den Reschenpass, bei dem der Transport der Räder automatisch im normalen Bustarif enthalten ist. Doch auch hier gilt: Die Reservierung am Vortag ist zwin- gend. Aktuelle Informationen gibt es auf der Via Claudia Website:
Noch einmal allerdings der Hinweis: Die Pässe sind ein wunderschöner Teil der Route und führen nicht zwangsläufig auf der Strecke entlang, die der Bus nehmen muss. Wer sich chauffieren lässt, verpasst tatsächlich etwas. Aber natürlich sind sie eine sinnvolle Alternative für Fahrer, die sich dauerhafte Steigungen konditionell nicht zutrauen.
Wenn man die Alpen nicht überqueren will, bieten etliche Fluss-Radwege die Möglichkeit, ohne Paßüberquerungen in tolle Gebirgsregionen der Alpen vorzudringen. Speziell in Österreich hat man dafür eine vorbildliche Infrastruktur geschaffen.
Bei www.rad-reise-service.de/radwege-oesterreich.html gibt es eine interessante Auswahl dazu.
Wie sieht es mit Unterkünften aus?
Bestens. Im Gegensatz zu Bergtouren ist man nicht auf wenige überlaufene Hütten angewiesen, sondern hat in den Tälern mehr oder weniger die freie Auswahl. Sollte die Wunschunterkunft einmal belegt sein, profitieren Radler sowieso davon, dass sie durch ihr Fortbewegungsmittel recht flexibel sind. Im nächsten Dorf ist eigentlich immer etwas frei. Daher ist es nicht nötig, die Unterkünfte lange im Voraus zu buchen, was ohnehin die Tourengestaltung recht unflexibel macht. Vielleicht will man spontan ja auch einen Ruhetag einlegen. Natürlich sind nicht alle Gastgeber total begeistert, Zimmer nur für eine Nacht zu vermieten, doch gerade entlang der Via-Claudia-Strecke ist es auch nicht mehr ungewöhnlich. Generell gibt es leider immer weniger klassische günstige Unterkunftsmöglichkeiten in einfachen Pensionen. Offenbar bevorzugen die meisten Reisenden einen gewissen Standard, der Trend geht zu Hotels oder Gasthöfen.
Ich empfehle, am Vorabend bei der Wunschunterkunft des nächsten Tages anzurufen. Entsprechende Verzeichnisse an Zimmern und Zeltplätzen gibt es übersichtlich geordnet im Bikeline-Tourenbuch oder im Web. Hilfreich sind auch die Fremdenverkehrsämter in den jeweiligen Orten.
Wer über einen Reiseveranstalter die Tour bucht, muss sich natürlich in der Regel nicht mehr um die Zimmersuche kümmern.